… und nun European Championships in München

Vom 11. – 22. August finden in München 50 Jahre nach den Olympischen Spielen von 1972 eine Vielzahl von Europameisterschaften statt und wir haben eine Dauerkarte für die Leichtathletik-EM.
Am 14. August beginnt es mit einer ungewöhnlichen Anreise mit der DB. Da die Schnellstrecke zwischen Fulda und Würzburg wegen Bauarbeiten gesperrt ist, nimmt der ICE eine Umleitung durch Hessen und wir kommen 17 (!) Minuten vor der Zeit in Würzburg an. Auch in der Folge kommt keine Verspätung dazu und wir kommen pünktlich in München an und beziehen unser Quartier für die nächsten Tage im Marriott/Schwabing.
Am Abend ein sehr gutes italienische Essen im Acetaia am Nymphenburger Kanal. Wirklich empfehlenswert.

Der Montag beginnt am Vormittag gleich mit einem unserer Lieblingswettbewerbe, dem Zehnkampf. Lebhaft ist uns noch der Sieg von „König“ Artur Abele bei der letzten EM 2018 in Berlin in Erinnerung. Und der „König“ ist ebenso wie der Ex-Weltmeister Niklas Kaul am Start.

Zwischendurch die erfreuliche Nachricht aus der Münchener Innenstadt: Gold im Marathon durch Richard Ringer. Er hat uns beim Europa Cup in Braunschweig vor einigen Jahren durch einen fulminanten Lauf und Sieg über 5000m schon einmal begeistert.
Die Pause zwischen der Vormittags- und Abendsession verbringen wir im Hotel.

Am Abend dann wieder Zehnkampf und die ersten Entscheidungen im Stadion – allerdings ohne deutsche Erfolge.

Dienstag – Was für ein emotionaler Tag. Dafür geht man ins Stadion und verzichtet auf die vielleicht detaillierteren Fernsehbilder.
Im Focus am Vormittag der Zehnkampf und unser Publikumsliebling Arthur Abele in seinem letzten Wettkampf.

Erst Disqualifikation wegen angeblichen Fehlstarts beim Hürdenlauf, dann trotzdem Teilnahme am Diskuswurf und nach erfolgreichem Protests des Verbands ein einsames Hürdenrennen unter stürmischen Anfeuerungen der Zuschauer.
Ex-Weltmeister Kaul versucht derweil seinen Rückstand auf den weit in Führung liegenden Schweizer Simon Ehammer zu verringern.

Zwischendurch auf den großen Screens im Stadion die Live-Bilder vom Zieleingang im 35km Gehen der Männern mit Silber für Christopher Linke. Außerdem Malaika Mihambo in der Weitsprung-Quali.

Und das alles bei über 30 Grad im Schatten – allerdings ohne Schatten.
Die Vormittagssession endet erst um 14.35 Uhr, da die Zehnkämpfer solange mit dem Stabhochsprung beschäftigt sind. Wir bleiben also im Olympiapark und erholen uns am See im sogenannten Capri-Roof im Liegestuhl bei einem Aperolspritz.

Der Abend beginnt mit dem Speerwerfen im Zehnkampf. Ganz zum Schluss ein fulminanter Wurf von Niklas Kaul auf 76,05m. Das Stadion bebt zum ersten Mal. Die Chancen auf Gold steigen. Die Halbfinals über 100m bei Männer und Frauen bringen nur eine Finalteilnahme – Gina Lückenkemper.
Ab 21.00 Uhr „Blut, Schweiß und Tränen“. Das Stadion mit seinen 40.000 Zuschauern beginnt zu brodeln. Parallel zum Diskusfinale mit drei deutschen Frauen steigt der abschließende 1500m-Lauf im Zehnkampf. Niklas Kaul läuft unter dem tosenden Beifall aller Zuschauer zum Gold!

Am Ende der üblichen Ehrenrunde aller Zehnkämpfer …

… der zu Tränen rührende Abschied des Arthur Abele vom Leistungssport.
Und im Diskus liegt Kirstin Pudenz bis zum vorletzten Wurf der Granddame des Diskus, Sandra Perkovics, aus Kroatien in Führung. Am Ende gibt es Silber und Bronze für Claudine Vita. Wir wissen gar nicht wohin mit unserem Jubel.

Und on Top das 100m-Finale der Frauen – eingeleitet durch eine Lichtshow im Stadion.

Womit wir nur im Stillen gerechnet haben – Gina Lückenkemper gewinnt Gold. Das Stadion ist ein Tollhaus.

Die beim Sturz nach dem Ziel zugezogenen blutenden Wunden an Hand und Bein müssen später im Krankenhaus genäht werden.
Was für ein Abend!!!!
Die Presse wird am nächsten Tag von einer „magischen Nacht“ schreiben. Wir werden sie sicherlich nicht vergessen.

Die Morgen-Session am Mittwoch beginnt gleich wieder mit einem Mehrkampf – dem Siebenkampf der Frauen. Wahrscheinlich mit sehr viel geringeren Medaillenchancen für die deutschen Teilnehmerinnen. Mit dabei Caroline Schäfer, deren Vizeweltmeisterschaft wir schon in London 2017 gefeiert hatten. Ansonsten müssen sich unsere Stimmen vom Vorabend erholen.
Auf dem Rückweg zur U-Bahn ein Stop an der Gedenkstätte zum Attentat vor 50 Jahren.


Wieder ist es heiß und schwüler als am Dienstag. Wir gehen daher vor der Abendveranstaltung in den Englischen Garten und Essen und Trinken in einem Biergarten am Kleinhesseloher See.

Im Stadion gewinnen heute die anderen europäischen Länder ihre Medaillen. Mal die Favoriten, mal mit überraschenden Siegern – wie im Stabhochsprung der Frauen durch eine Finnin.

Nach Regen in der Nacht bei trockenem Wetter und angenehmen Temperaturen ein Vormittag Im Stadion mit Vorläufen und Qualifikationen in technischen Disziplinen und der Fortsetzung des Siebenkampfs.
Nach einem frühen Abendessen in einem Biergarten in Hotelnähe schaffen wir es trocken ins Stadion. Kaum sitzen wir auf unseren Plätzen beginnt es zu regnen und ein Gewitter zieht auf. Schließlich wird die Veranstaltung unterbrochen und alle Besucher unter das Dach der Haupttribüne gebeten.

Mit 30 Minuten Verspätung beginnt die Abend-Session. Wieder ein Abend zum Jubeln.
Konstanze Klosterhalfen gewinnt unter der ohrenbetäubenden Anfeuerung des Publikums Gold im 5000m Lauf. Ein Sieg für uns mit einem Fragezeichen, da Klosterhalfen Teil des Oregon-Projekts ist, das immer wieder unter Dopingverdacht steht. Überraschung im Hochsprung der Männer durch den Münchener Tobias Potye, der Silber gewinnt.

Die als sichere Goldbank gehandelte Malaika Mihambo gewinnt Silber.

Trotz dieser Medaillen und der Stimmung im Stadion ist der Dienstagabend nicht zu toppen.

Freitag ist für uns Ruhetag. Wegen des angekündigten Dauerregens verzichten wir auf den Weg ins Stadion und schauen die Sessions im TV auf dem Hotelzimmer.

Der Samstag – mein Geburtstag – beginnt wieder mit Dauerregen. Da ich mir schon vor längerem einen Besuch des Viktualien-Markts mit Weißwurstessen gewünscht hatte, müssen wir dies ja vor 12.00 Uhr erledigt haben. In der Innenstadt schauen wir kurz beim 20km-Gehen der Frauen vorbei und haben Gelegenheit den Vorbeigang der späteren Bronzemedaillengewinnerin Saskia Feige zu beobachten.

Und dann bei strömendem Regen Weißwurst unter einem Schirm im Biergarten neben dem Viktualienmarkt – rechtzeitig vor 12. Der Keller hat bei Aufnahme der Bestellung wirklich auf die Uhr geschaut.

Anschließend zurück ins Hotel und darauf hoffen, dass der Dauerregen und die Gewitter wie angekündigt zum Abend hin nachlassen.
Gegen 19.00 Uhr bessert sich das Wetter etwas und wir machen uns begleitet von leichtem Regen auf ins Stadion. Wir sitzen im Trockenem, während die Athleten und das Maskottchen „Gfreidie“ mit und im Regen kämpfen.

Zweimal dürfen wir Silber für Lea Meyer im 3000m Hindernislauf und im Stabhochsprung für Bo Kanda Lita Bähre hinter dem zur Zeit unschlagbaren Armand Duplantis aus Schweden bejubeln.

Am wieder sonnigen Sonntag am Nachmittag in den Englischen Garten …

…. und dort Treffen mit Nadine (Patentante von Pauline) und ihrem Lebensgefährten Tobias im Biergarten am Chinesischen Turm.

Die abschließende Abendsession der Europameisterschaften im Olympiastadion brachte nochmal ein Wechselbad der Emotionen mit sich. Julian Weber sichert sich mit einem Wurf auf 87,66 im 4. Versuch des Speerwerfens unter wieder ohrenbetäubendem Jubel die Goldmedaille.

Bei der 4x100m Staffel der Männer der emotionale Absturz. Wechselfehler der Deutschen an Position 2 und raus als einer der Mitfavoriten. Großes Aufstöhnen im Stadion und dann aber fairer Jubel für die Sieger aus Great Britain and Northern Ireland.
Den Abschluss der Veranstaltung macht die 4x100m Staffel der Frauen. Die zuvor schon gehyppte Staffel aus Deutschland wird ihrer Favoritenrolle gerecht. Getrieben vom frenetischen Beifall der Zuschauer holen die 4 um Europameisterin Gina Lückenkemper Gold.

Das war es. Eine ereignisreiche, emotionale Woche geht zu Ende. Sicherlich kann man im TV manches besser sehen aber das Erlebnis und die Stimmung vor Ort ist durch nichts zu toppen. Deshalb – so weit möglich – das nächste Mal 2024 vom 27.8. -1.9. in Rom.

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