In 53 Tagen von Calgary/Kanada nach Kangerlussuaq/Grönland – Teil 2

Tag 24 / Mittwoch, 14.8.

Here we are! Die Rettungsübung.

Hinaus auf den Pazifik – hinein ins Abenteuer!

Von Seward (südlich Anchorage) geht es entlang der Alaska-Halbinsel, Kodiak Island lassen wir links liegen. Am Freitag, 12.30 Uhr, sollen wir Kak-Island erreichen.


Zum Abendessen heute mal keinen Hummer und keinen Kaviar, sondern Jacobsmuscheln auf einem Erbspüree-Spiegel. Sehr gut!


Tag 25 / Donnerstag, 15.8. (40. Kennenlerntag)

Wie immer auf den Expeditionsschiffen am ersten Tag – heute ein Seetag …

… – und das Übliche. Parka- und Gummistiefelanprobe und -übernahme; Vorstellung des Expeditionsteams, inklusive Eisbärenwächter; Begrüßung durch den Kapitän …

… und seine Offiziere; …

… Welcome-Abendessen.
Heute feiern Gesine und ich unseren 40ten Kennenlerntag, der für uns so etwas wie ein Hochzeitstag ist, da ja unser richtiger Hochzeitstag mit Gesines Geburtstag zusammen fällt. Daher heute Abend Festessen im L’Esprit.

Tag 26 / Freitag, 16.8.

In der Nacht doch etwas mehr Bewegung im Schiff. Daher bis 4.00 Uhr etwas unruhiger Schlaf, danach wurde es besser. Der Wetter- und Windbericht auf www.windy.com verheißt auch für die nächsten Tage sehr viel Wind und damit durchaus heftigen Seegang. Wahrscheinlich wird es erst nach Passage der Beringstraße am 21.8. besser.
Heute erst einmal Kak Island und anschließend Besuch der Ortschaft Chignik.
Gegen 10.00 Uhr umrunden wir Kak (spricht sich auch so).

Das Eiland zeichnet sich durch ausgeprägte Säulenbasalte …

… und eine Kolonie Stellerscher Seelöwen aus.

Chignik, eine kleine durch Fischerei geprägte Siedlung, zeichnet sich vor allem durch eine Bäckerei aus, …

… die angeblich die besten Donuts in Alaska, wenn nicht in Amerika, anbietet.

Sehr lecker!
Ansonsten gibt es Mücken …

… und Bären. Wir wurden vorher gebrieft, wie wir uns bei Kontakt zu verhalten haben.
Weiter geht es Richtung Sand Point auf Popof Island.

Tag 27 / Samstag, 17.8. (Bergfest)

Seit 8.00 Uhr auf Reede bei Sand Point auf Popov Island.

Konstant Windstärke 8, aber wegen der geschützten Lage nur geringer Wellengang. Somit ist auch der Pool zugänglich und wir können erstmals seit einigen Tagen wieder vor dem Frühstück unsere Bahnen schwimmen.

Der Landgang wird verschoben, da bei dieser Windstärke ein Umstieg auf die Tenderboote schwierig ist. Ab 9.00 Uhr dann doch, allerdings verkürzt bis 12.00 Uhr, da dann der Wind weiter zunehmen soll.

Hier noch ein Nachtrag zur Begrüßung durch den Kapitän. Zur Nordwestpassage berichtete er, dass seit dem Abschluss der Erstdurchfahrt durch Amundsen im Jahr 1905 erst 376 Schiffe die Passage gemeistert hätten. Wir wären Schiff 377. Hiervon alleine 21 von Hapag Lloyd und davon 12 Durchfahrten mit der jetzigen Expeditionsflotte. Hier wäre die Spirit also Nummer 13 (!)

Mittlerweile haben wir Windstärke 9 in Böen 11 (Orkan) auf unserem Weg nach Dutch Harbour und doch erheblichen Wellengang nebst einer 2 bis 3 Meter hohen Dünung.

Der Kapitän versucht daher die Route so zu legen, dass das Schiff möglichst nah an Land fährt und vorgelagerte Inseln als Windschutz dienen können.
Damit uns nicht langweilig wird, gibt es eigentlich jeden Tag ein oder zwei Vorträge und sogenannte Pre- und Recaps, also Aus- und Rückblicke im Hanse Atrium.

Für uns ist mit diesem 27ten Reisetag Bergfest!
Wir haben daher das Angebot von Elisa, die für die Reservierung im L’Esprit zuständig ist und zu der wir mittlerweile ein sehr gutes Verhältnis aufgebaut haben, gerne angenommen, als Sie uns heute beim Frühstück spontan noch zwei Plätze angedient hat.

Tag 28 / Sonntag, 18.8.

8.00 Uhr.

Die Spirit macht am Kai von Dutch Harbour, dem Hafen von Unalaska, fest.

Im Ort befindet sich einer der größten Fischereihäfen der USA.

Außerdem eine große russisch-orthodoxe Kirche, …

… in der heute der zweihundertste Jahrestag des ersten Gottesdienstes auf den Aleuten/Alaska gefeiert wird.

Unalaska ist auch einer der Orte auf den Aleuten, der im Juni 1942 von den Japanern angegriffen und erobert wurde. 1943 gelang in blutigen Kämpfen ( über 3000 Tote) die Rückeroberung der Insel durch amerikanische Truppen.
Wie im gesamten Aleutenbogen ist auch Unalaska vom Vulkanismus geprägt. Der letzte Ausbruch ereignete sich 1995.

Der Tag endet mit Kaiserwetter und einem imposanten Panorama beim Abendessen.

Ab jetzt Kurs Nord Richtung Beringstraße.

Tag 29 / Montag, 19.8.

Dem wunderschönen Auslaufen aus Unalaska folgte eine ebensolche Abenddämmerung gegen 23.00 Uhr.

Dann wird es weniger schön. Kabbelige See und heftiger Wind brachte Bewegung ins Schiff, sodass wegen der entstehenden Geräuschkulisse zeitweise an Schlaf nicht zu denken war. Gegen Morgen beruhigte die See sich etwas.

Gegen Mittag soll Sankt-Paul-Island in der Inselgruppe der Pribilof-Inseln mitten in der Beringsee erreicht werden.

Zur Zeit Windstärken zwischen 4 und 6, abnehmend, und Wellen zwischen 2 und 3m.
Um 13.00 Uhr erreichen wir St. Paul.

Die Ausbootung in den Ort und der Spaziergang zur Beobachtungsplattform oberhalb der Seelöwenkolonie kann nicht stattfinden, da ein sicherer Übergang vom Schiff ins Tenderboot, ob der erheblichen Dünung, nicht möglich ist. Also weiter Richtung Nome, unser nächstes Ziel, das wir am 21.8. erreichen sollen. Es stehen uns also noch etliche Stunden auf See bei nicht unerheblichem Seegang bevor.
Und wenn sonst nichts passiert -„jagen“ wir eben Wale.

Tag 30 / Dienstag, 20.8. (Geburtstag)
Da die Wellen heute Nacht von achtern/hinten kamen, hatten wir trotz Windstärke 6 eine wesentlich ruhigere und erholsame Nachtruhe als letzte Nacht.
Heute ein Seetag bei bedecktem Himmel, 11°, Windstärke 6 – 7 (aber weiterhin aus Südwesten als Schiebewind), Kurs NNO, nächster Stop in Nome.

Frühstück heute mit Prosecco, aber weiterhin draußen – unter der Wärmelampe.

Sogar Schwimmen ging wieder. War der Pool am Morgen noch gesperrt, weil erst Wasser einlaufen musste, wurde er am Vormittag freigegeben.
„Geburtstagskuchen“ gibt es auch.

Bei der vorabendlichen Vorschau auf den nächsten Tag hat der Kapitän das erste Wort. Das bedeutet Planänderung auf Grund der Wetterlage.

Das hinter uns ziehende Sturmtief wird uns genau bei Nome erreichen. Damit ist eine Einfahrt in den Hafen und das Festmachen dort, ebenso auf Reede liegen und Ausbooten mit den Tendern wegen der hohen Wellen nicht möglich. Der Landgang in Nome entfällt also.
Es wird aber gegen 5.00 Uhr in der Frühe einen technischen Stopp vor Nome geben. Der Lotse muss von Bord, ein neuer Lotse kommt, außerdem eine Vertreterin der Inuit sowie ein Eisbeobachter der kanadischen Behörden. Dies wird bei dem Wellengang und einem Auf und Ab des Schiffes von erwarteten 5 Metern kein einfaches Manöver. Der Kapitän: „Sollte dies nicht gelingen, habe ich z.Z. keinen Plan B“.
Wir feiern meinen Geburtstag am festlich hergerichteten Tisch mit einem Menü im L’Esprit.

Zum Abschluss wieder eine Pralinenauswahl, wie schon am „Hochzeitstag“.

Tag 31 / Mittwoch, 21.8. (Zeitweise Donnerstag, 22.8)

Das Übernahmemanöver hat funktioniert. Nur der Behördenvertreter war in Nome nicht auffindbar, hat wohl verschlafen. Also ohne ihn weiter, aber dafür mit 10 Kisten frischen Blumen an Bord. Richtung Beringstrasse bei ruppiger See (Wellenhöhe 6m und Windstärke 8). Zuerst Kurs West schräg gegen die Wellen, später Kurs Nord mit den Wellen von hinten, und damit ein etwas ruhigeres Schiff.
Wie der Kapitän soeben mitteilte, werden wir am frühen Nachmittag die Datumsgrenze passieren, das heißt, die Uhren um 24 Stunden auf den 22.8. vorstellen. Aber schon eine Fahrstunde später queren wir die Grenze erneut in umgekehrter Richtung. Also zurück auf 21.8.
Am frühen Nachmittag fahren wir bei geringer Sicht und Wind um die 40 Knoten in die Beringstraße ein.

Um 16.45 Uhr erreichen wir auf der Hälfte der Durchfahrt die beiden Diomeden Inseln. Das Schiff passiert die Inseln an der östlichen Seite, denn somit bleiben wir in amerikanischen Hoheitsgewässern. Nirgendwo kommen sich die USA und Russland so nah wie hier.
Zuerst taucht die Nordostspitze der kleinen Diomeden Insel, die zu den USA gehört, aus dem Nebel auf.

Nach Passieren der Landspitze erkennt man erst schemenhaft, später deutlicher, die große Diomeden Insel, die Teil der russischen Föderation ist.

Die Meerenge zwischen beiden Inseln ist nur 7km breit.

Mitte der 80er Jahre auch einmal von einer amerikanischen Extremschwimmerin bezwungen. Anschließend erhielt Sie Glückwünsche von Gorbatschow und Reagan. Die amerikanische ist besiedelt mit 50 Einwohnern in einem Dorf. Auf der russischen befindet sich offiziell eine große „Wetterstation“.
Wir befinden uns nun im arktischen Ozean und die Sicht wird so gut, dass wir in 40km Entfernung russisches Festland – nämlich Tschukotka – erkennen können.

Vor uns liegt jetzt ein „großer Schlag“ (Seemannssprache) von 1581km. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 12 Knoten will die Brücke am Morgen des 25.8. Herschel Island in Kanada erreichen.
Ein weiteres Highlight steht heute noch an. Gegen 21.00 Uhr queren wir den nördlichen Polarkreis.

Tag 32 / Donnerstag, 22.8.

Am Vorabend um 21.10 Uhr gibt ein langgezogenes Tuten des Nebelhorns die Überquerung des nördlichen Polarkreises bekannt.
Ein weiterer kompletter Seetag liegt heute vor uns, immer noch an der Westküste Alaskas entlang Kurs Nord. Die See ist ruhig (keine 50cm Wellenhöhe) und der Wind hat sich fast gelegt – nur noch Windstärke 3-4, – bei bedecktem Himmel und 5°.

„Höhepunkte“ des Tages werden sein, zum einen die einstündige Sicherheits- und Rettungsübung nur für die Crew – hier der Test für die Überlebensanzüge für diejenigen, die als letztes das Schiff verlassen, …

… zum anderen mein Friseurbesuch – 6 Wochen nach dem Letzten mal wieder fällig.

Am Abend noch ein wirkliches und überraschendes Highlight. Der Empfang des Cruise Clubs findet nicht an einem der üblichen Orte statt, sondern in einem Teil des Schiffes, der Passagieren sonst nicht zugänglich ist. Auf Deck 2, in den Lebensmittellagerräumen!

Vielleicht auch deshalb, um die Vielreisenden zu beruhigen, dass auch für diese lange Seereise ohne Bunkermöglichkeiten ausreichend Vorsorge getroffen wurde.
In der Nacht wird die Uhr um eine Stunde vorgestellt. Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt jetzt 9 Stunden.

Tag 33 / Freitag, 23.8.

Heute Vormittag umrunden wir die Nordwestspitze Alaskas – Barow Point. Damit haben wir innerhalb eines Jahres sowohl die südlichste (auf Big Island, Hawaii), als auch die nördlichste Spitze der USA gesehen. Wir sind nun endgültig auf Kurs Ost. Lufttemperatur 1°, Wasser 3°, Windstärke 4-5.

Das Tagesprogramm lässt auch heute keine Langeweile aufkommen. Neben den Vorträgen ist für Alle verpflichtend die Einweisung in die Zodiac und in die Arktisregeln der AECO (Vereinigung der Reedereien, die in der Arktis operieren).
Am Mittag findet der uns schon bekannte Pölser Lunch auf dem Pool-Deck statt.

Tag 34 / Samstag, 24.8.

Erneut liegt ein Seetag vor uns.

Wir befinden uns nach wie vor in US-Gewässern vor Alaska mit Kurs auf Herschel Island in Kanada, das wir morgen in der Nacht oder am frühen Morgen erreichen sollen. Luft 4°, Wasser 2°, Windstärke 6, Wellen von Achtern.

Hier ist dann endlich der Einsatz der Zodiacs wieder möglich. Einige an Bord – bei Crew und Passagieren – können es kaum erwarten.
Das Programm ist heute dicht gedrängt, sodass es fast in Stress ausartet. Zuerst nach dem Aufstehen die Frage, ob der Pool geöffnet ist und wir unsere Bahnen vor dem Frühstück absolvieren können. Ist er nicht. Es ist zwar Wasser drin, aber wahrscheinlich noch zu kalt. Der Pool ist in der Nacht wieder mit Meerwasser (Salz!) gefüllt worden und dies muss erst mal auf Temperatur gebracht werden.
Also frühstücken, wie immer draußen. Ab 10.00 Uhr der erste Vortrag über die Entdeckungsgeschichte der Nordwest-Passage bis zur desaströsen Franklin-Expedition. Der britische Polarforscher John Franklin bricht 1845 mit 2 Schiffen und 129 Seeleuten auf, um die Passage zu finden. Er und seine Männer kehren nicht zurück und bleiben verschollen. Erst vor 10 Jahren entdeckt man die Wracks der beiden Schiffe „HMS Erebus“ und „HMS Terror“.
An den Vortrag schließt sich nahtlos der Rückblick und der Ausblick an. Und schon ist es Mittag. Wir verzichten wie immer auf unser Mittagessen und ich nutze die Zeit für mein Schwimmen im inzwischen freigegeben Becken.
Anschließend Tea-Time.

Für die Spirit ist heute ein besonderer Tag. Vor genau 3 Jahren wurde sie getauft. Wir sind daher am Nachmittag um 16.00 Uhr – genau um diese Uhrzeit passieren wir die Grenze zu Kanada – zum Geburtstagskaffee eingeladen.

Um die Geburtstagstorte wird seitens der Patisserie ein großes Geheimnis gemacht.

Um 18.00 Uhr ein Vortrag zur Kreuzfahrtgeschichte, bevor um 19.00 Uhr die Restaurants zum Abendessen öffnen.
Als Abschluss des Tages präsentiert Gesine einem kleinen Kreis der Experten anhand von Folien, die auf dem Rechner gespeichert sind, einige aktuelle Entwicklungen in der europäischen und weltweiten Meerespolitik. Das Angebot, dies im größeren Rahmen den Passagieren vorzustellen, hat Gesine auf mein Betreiben hin abgelehnt. Ich wollte nicht für den Rest der Reise von einigen Wenigen ein unqualifiziertes Politikerbashing erleben.
Am Ende des Tages klar es auf.

Tag 35 / Sonntag, 25.8.

Herschel Island. Wir gehen in Kanada an Land und befinden uns am westlichen Eingang zur nordkanadischen Inselwelt, durch die wir einen Weg nach Osten finden müssen.

Der Tag startet mit einem Briefing im Hanse Atrium durch die Park Ranger, die in den Sommermonaten von April bis Ende September auf der Insel stationiert sind. Die kleine Ansiedlung ist auch gleichzeitig offizielle Grenzstation zwischen Kanada und den USA. Also kommen auch 4 Angehörige der Kanadischen RCMP (Royal Canadian Mounted Police) an Bord um die Formalitäten abzuwickeln. Besonders viel Zeit nimmt die Waffenkontrolle und entsprechender Papiere bei unseren Eisbärwächtern in Anspruch. Diese sind ja über die USA eingereist und betreten heute das erste Mal kanadischen Boden.
Mit einstündiger Verspätung geht es dann nach Farbgruppen in die Zodiacs. Wir sind als Farbgruppe Schwarz als Vorletzte dran. Es wird ob der kräftigen Dünung eine nasse Angelegenheit. Auch die Anlandung ist nass.

Unser Sonntagsspaziergang nun also am Strand von Herschel Island.

Nur wenige Häuser sind von der alten Walfangstation übriggeblieben.

Das viele Treibholz stammt aus dem großen McKenzie-River, der nur wenige Kilometer entfernt ins Meer mündet.
13.30 Uhr heißt es Anker hoch und Kurs Ost. Das nächste Ziel ist morgen in der Mittagszeit „Smoking Hill“.
Für uns steht heute zum Abendessen noch eine Einladung zum Dinner mit den Offizieren an.

Tag 36 / Montag, 26.8.

Wieder eine Stunde verloren. In der Nacht wurden die Uhren vorgestellt. Jetzt sind es nur noch 8 Stunden Zeitunterschied.
Am Vormittag verlassen wir die Beauford-See und laufen, vorbei am Delta des McKenzie River, in den Amundsen Golf ein.

Pünktlich um 14.00 Uhr erreichen wir die Smoking Hills, vor denen die Spirit vor Anker geht.

Über 100km erstreckt sich diese Steilküste, die eine einmalige geologische Besonderheit ist. Unsere Geologen an Bord sind hellauf begeistert, denn nur wenigen ihrer Kollegen ist es vergönnt, dieses Schauspiel zu erleben. Im Erdmittelalter konnte sich über mehr als 200 Millionen Jahren Sedimentschicht auf Sedimentschicht ablagern, darunter auch stark pflanzenhaltige. Durch den auflastenden Druck wandelten diese sich über die Jahre in Ölschieferschichten. Das hier eingebundene Pyrit führt bei Kontakt mit Sauerstoff zu einer Selbstendzündung.
Eine über einstündige Zodiacfahrt entlang der Küste bringt uns ganz nah an dieses einmalige Erlebnis.

18.30 Uhr werden die Anker gelichtet, nächstes Ziel ist am Dienstag Sachs Harbour auf Banks Island – auf der anderen Seite des Amundsen Golfs.

Tag 37 / Dienstag, 27.8.

Banks Island. Eine Insel größer als Sri Lanka, aber nur 104 Einwohner ( 2021) in einer einzigen Ansiedlung: Sachs Harbour.

Die Insel ist flach und ohne landschaftliche Reize. Daher schenke ich mir die Zodiac-Überfahrt und den Besuch der Siedlung am Vormittag. Gesine lässt sich aber hinüberbringen.

Empfang durch die RCMP in Galauniform und blankgeputzten Stiefeln.

Besichtigung der Siedlung …

… und anschließend Einladung zum Essen im „Dorfgemeinschaftshaus“. Neben verschiedenen Kuchen und Donuts gab es auch Chili mit Moschusochsenfleisch, Suppe mit Karibu-Einlage und Clam Chouder.

Am späten Abend wurde es am Südkap der Insel doch nochmal landschaftlich interessant.

Tag 38 / Mittwoch, 28.8.

Um 7.30 Uhr fällt der Anker vor der „Großstadt“ Holman auf Victoria Island, der Nachbarinsel von Banks Island.

Victoria Island ist die zweitgrößte Insel Kanadas und die achtgrößte der Welt. In Holman leben immerhin rund 400 Einwohner.
Auch hier wieder eine Zodiac-Anlandung und ein buntes Programm an Land.
Zuerst Stadtbesichtigung …

… anschließend Kunstausstellung. Holman ist einer der Hauptorte für Inuit-Kunst. Die Werke werden für teures Geld in den USA, u.a. in Galerien in San Francisco, gehandelt.

Weiter zu Tanz- und Musikvorführungen in die Sporthalle.

Vor dem Wiedereinstieg in die Zodiacs gab es noch Sashimi, frischen Lachs, mit dem typischen Frauenmesser geschnitten.

Wir sind nicht alleine. Bei der Ausfahrt wird die „Roald Amundsen“, ein Expeditionsschiff der Hurtigruten, am Horizont gesichtet. Sie wird gegen 13.00 Uhr in Holman erwartet.

Kurs Südost, quer über den Amundsen Golf. Ziel ist das kanadische Festland. Morgen, gegen 11.00 Uhr sollen wir Tree River bei Port Epworth erreichen.
Am Abend mal wieder ein Event auf dem Pool-Deck. „Arktis Zauber“ findet statt.

Wir schauen kurz vorbei. Ist uns aber zu laut und nach Glühwein steht uns auch nicht der Sinn. Lieber noch ein bisschen Lesen und ein Glas Rotwein auf der Kabine.

Tag 39 / Donnerstag, 29.8.

Nun also ab 11.00 Uhr Port Epworth mit dem Tree River.

Erst vor kurzem wurden von diesem Bereich Seekarten angefertigt, sodass nun Schiffe in diese Bucht einfahren können. Für Hapag Lloyd Cruises heute eine Erstbefahrung.

Zur Erkundung der Ufer und des Flusses wird eine Vorausexpedition entsandt, um unsere Ausbootung am Nachmittag – so sie denn stattfinden kann – vorzubereiten.
Die uns umgebende Landschaft erinnert entfernt an das Monument Valley.

„Oh wie schön ist …“ Zodiac.

Zum ersten Mal wird während einer Expeditionsreise der Hapag-Lloyd-Flotte ein Fluss in arktischen Gefilden mit Zodiacs befahren.

Die hier heimischen Saiblinge werden gerne von Grizzlys gejagt. Wir bekommen nur die Fischreste zu Gesicht …

… und nur die sich vegetarisch ernährenden, wesentlich kleineren Ziesel zeigen sich uns …

… auf der Flusskreuzfahrt.

Tag 40 / Freitag, 30.8.

Heute wird es sportlich. 2 Anlandungen mit Wanderungen stehen an. Morgens ist frühes Aufstehen angesagt. Um 8.30 Uhr sind wir eine der ersten Gruppen, die ins Zodiac einsteigen sollen. Daher nur Frühstück. Das morgendliche Schwimmen verschieben wir auf den späteren Vormittag – nach der Rückkehr.
Das Schiff ankert in der Johansen Bay vor Victoria Island. Wenig später betreten wir die Insel. Von der Landestelle geht es einen Hang hinauf, durch die Tundra-Vegetation.

Zuletzt über ein Geröllfeld.

Heute kommen auch die fünf Bärenwächter das erste Mal zum Einsatz.

Verteilt auf verschiedene Aussichtspunkte, sichern sie den Bereich, in dem wir uns bewegen.

Über Mittag geht es über die Coronation Bay Richtung Festland zur kleinen Insel Murray Island.

Auch hier sind wir bei den ersten Gruppen, die ab 14.00 Uhr mit den Zodiacs auf die Insel gebracht werden. Anlandung am South Murray Beach.

Und wieder ein Mekka für Geologen und Geomorphologen, wie diese Frostsprengung.

Nach einer Stunde nicht so anstrengender Kraxelei wie heute Morgen, zurück zum Schiff.

Es reicht. Laut Gesines Schrittzähler 11.266 Schritte, ungefähr 7,55km. Für Morgen heißt das Ziel Cambridge Bay, dem Hauptort im Südosten von Victoria Island.

Tag 41 / Samstag, 31.8.

Fast hätte uns die „Zivilisation“ am Morgen an Land eingeholt. Es war aber nur das Schild und nichts dahinter.

Cambridge Bay mit seinen immerhin 1700 Einwohner wird von der kanadischen Regierung als der wichtigste Außenposten an der Nordwest-Passage angesehen und entsprechend ausgebaut. Seit kurzem ist das Gebäude der Canadian High Arctic Research Station in Betrieb.

Neben Forschung – auch mit internationalen Wissenschaftlern als Gästen – wird von hier der Schiffsverkehr in der Passage überwacht. Und Kanada besonders wichtig, der Anspruch auf die Passage als innerkanadischem Wasserweg deutlich gemacht. Daher ist hier die kanadische Armee präsent. Wie uns ein Offizier der Streitkräfte erläuterte,…

… sind im Gebäude dauerhaft 140 Angehörige der einzelnen Waffengattungen stationiert. Sommer wie Winter werden diese alle 6 Wochen ausgetauscht. Der völkerrechtliche Anspruch Kanadas wird u.a. von den USA, Russland und China bestritten.
Der Landgang endet um 13.30 Uhr. Wie der Kapitän am Abend zuvor mitgeteilt hat, wird hinter Cambridge Bay die Route geändert. Statt direkt nach Gjoahaven zu fahren, wird zuerst die James Ross Strait nördlich der King William Insel angesteuert. Laut aktueller Satellitendaten soll dort noch eine Meereisbedeckung von bis zu 70% vorhanden sein und dieses Schauspiel soll uns geboten werden, bevor sich auch dieses Eis auflöst. Denn bisher haben wir zum Leidwesen vieler Passagiere ebendieses noch nicht gesehen. Dies ist für die Passage bisher untypisch, aber Folge des Klimawandels.

Tag 42 / Sonntag, 1.9.

Das morgendliche Schwimmen heute zwischen Eisschollen. An Back- und Steuerbord das gewünschte Eis.


Vor dem Frühstück die erste Eisbär-Sichtung. Der Tag kann nicht besser beginnen.

Und danach die nächste größere Scholle, diesmal mit zwei Polarbären nebst Beute.

Am Nachmittag Fahrt durch mal mehr …

… mal weniger Eis.

Am Abend Sicht vom Außendeck (die Heizstrahler machen es nach wie vor möglich) zum Abendessen bei 2° auf einen schönen Sonnenuntergang.

Am Montag sollen wir gegen Mittag in Gjoa Haven ankommen.

Tag 43 / Montag, 2.9.

In der Nacht sind keine weiteren Eisfelder zu passieren. Es kann mit 11kn gefahren werden und die Spirit ist weit vor der Zeit am Ziel in Gjoahaven. Wird sind dort allerdings erst für den Nachmittag angemeldet. Da uns am Abend noch die „Roald Amundsen“ überholt hat, ist davon auszugehen, dass diese den Vormittagsslot gebucht hat.
Um die Wartezeit zu überbrücken wird an einer kleinen Insel, 9 Seemeilen vor Gjoahaven geankert und spontan eine Zodiac-Anlandung organisiert.

Für mich zu spontan – ich will in Ruhe frühstücken – aber Gesine fährt rüber.
Viele Steine warten …

… und Überreste einer alten Inuitsiedlung.

Der Steinkreis ist der Rest einer Zeltbefestigung.

Pünktlich um 13.00 Uhr fällt der Anker vor Gjoahaven. Dies ist die Siedlung in der Amundsen zweimal hintereinander Überwintern musste, bevor er im dritten Sommer von hieraus endlich den richtigen Weg nach Westen gefunden hat.

Gesine und ich betrachten den Ort bei einem Tee von der Observation Lounge. Wir haben beide keine Lust auf den „Stadtrundgang“,die Vorführungen im Gemeindezentrum und den Trommeltanz im Altenheim.
Stattdessen freuen wir uns auf ein nettes Abendessen im L’Esprit mit einem Ehepaar aus Hannover-Bothfeld. Er ehemaliger Soziologieprofessor an der Humboldt Universität, sie pensionierte Personalchefin an der MHH.
Für Morgen heißt das Ziel Pasley Bay. Wo auch immer das ist – ich habe es auf keiner der Karten, die hier aushängen, gefunden. Muss nördlich von hier sein.

Tag 44 / Dienstag, 3.9.

Zuerst einmal: wir nähern uns Europa. In der Nacht wieder eine Stunde „verloren“. Nur noch 7 Stunden Zeitunterschied.
Am Vormittag erreichen wir erneut die Eisfelder an der Nordspitze von King William Island in der James Ross Strait. Diesmal keine Eisbär-Sichtung. Dafür erlaubt es das Wetter, dass die Zodiacs zu Wasser gelassen werden. Wir machen bei 2° Luft- und Wassertemperatur und Windstärke 5 einen halbstündigen Ausflug ins Eis.

Das „Mutterschiff“ immer im Blick. Es könnte ja ein Eisbär auf der Scholle lauern.

Über Mittag und am Nachmittag geht es an Steuerbord entlang der Boothia Peninsula, dem nördlichsten Teil des nordamerikanischen Festlands, nach Norden.

Ein Anlanden mit den Zodiacs ist nicht möglich, da eine massive Eisbarriere vor der Küste dies über Stunden verhindert. Erst in der Pasley Bay, die wir um 16.30 Uhr erreichen, ist dies möglich. Hier erwartet uns Südseefeeling, wenn es nur nicht knapp über 0° wäre.

Auch wenn es später Nachmittag ist, werden die Zodiacs zu Wasser gelassen und wir haben Gelegenheit zu einem Strandspaziergang.

Einige wagen sogar den Sprung ins Wasser.

Tag 45 / Mittwoch, 4.9.

Der Wecker muss klingeln. Wir sind heute früh in der ersten Ausbootung dabei und wollen vorher noch in Ruhe Frühstücken. Das Schiff ankert in der Strzelecki Bucht vor Prince Wales Island. Die Bärenwächter müssen heute besonders wachsam sein. In der Bucht halten sich die weißen Beluga Wale – eine Leibspeise der Bären – auf.
Anlandung, Spaziergang am Ufersaum in die Bucht hinein und dann dutzende Belugas, die dicht am Ufer im seichten Wasser schwimmen.

Meist dicht unter Wasser, …

… manchmal taucht der Rücken auf.

Alle werden ganz still und andächtig ob des Schauspiels.
Nachmittags im Peel Sound zwischen Prince of Wales Island und Somerset Island Richtung Norden …

… bei 1° und gelegentlichen Schneeschauern.

Heute Nacht soll die Barrow Street gequert werden, um Morgen früh Cornwallis Island zu erreichen.

Tag 46 / Donnerstag, 5.9.

Nur noch 6 – nicht Tage, sondern Stunden Zeitunterschied.

Um 8.45 Uhr wird die erste Gruppe am Sophia Lake auf Cornwallis Island ausgebootet.
Anlandung – Spaziergang am Strand, …

… am Bach und …

… zum Sophia Lake.

Das alles bei 1° und Windstärke 4, also einem kräftigen Windchillfaktor. Arktis am 75ten Breitengrad halt!

Die für den Nachmittag geplante Anlandung und der Landgang weiter im Norden der Insel entfällt, da vor der geplanten Landestelle zu starker Eisgang herrscht.

Stattdessen werden Eisbären gesucht und auch gefunden. Allerdings soweit vom Schiff entfernt auf einer großen Scholle, dass sie selbst mit einem Fernglas nur schwer auszumachen sind.

Außerdem wird uns an einer großen Scholle die Eisklasse der Spirit demonstriert. Mit 4000 PS (im Maximum sind 11.000 PS möglich) und 3Kn bricht sich das Schiff seinen Weg.

Das Packeis wird immer dichter …

… und bei 75°21‘ ist der nördlichste Punkt unserer Reise erreicht.

Das Schiff stoppt und lässt sich 1 Stunde mit der Eisdrift treiben. Die Zeit wird zum Anstoßen genutzt.

Dafür wird die Marina direkt über der Wasserkante geöffnet, damit wir dem Eis ganz nah seien können.

Tag 47 / Freitag, 6.9.

Am frühen Morgen wird die Radstock Bay auf Devon Island, der größten unbewohnten Insel der Welt, erreicht.

Ziel ist der Caswell Tower.

Einige Bergfexe wollen ihn besteigen, natürlich von der rückwärtigen Seite. Der Rest wird wie immer in 2 zeitlich versetzten Gruppen an Land gebracht. Zu sehen gibt es dort neben der üblichen Tundra die Überreste von zwei Inuitdörfern. Da wir als Farbgruppe Schwarz mit als erste aufgerufen werden, fährt nur Gesine.

Ich will in Ruhe mein Schwimmprogramm absolvieren und vernünftig Frühstücken. Die Besteigung des Berges scheitert, da die höheren und steileren Region vereist sind.

Bei der Ausbootung der zweiten Gruppe kommt es zu einer einstündigen Verzögerung, da im Umfeld der Landestelle ein Eisbär gesichtet wurde, der sich aber wieder ins Hinterland verzog. Vorbei an Eisbergen geht es im Lancaster Sound nochmal kurz Richtung Westen, nach Beechey Island. Die Landestelle war am Morgen noch durch ein anderes Schiff belegt.

Wir bewegen uns dort für die Polargeschichte auf historischem Grund. Die Franklin-Expedition mit den Schiffen „HMS Erebus“ und „HMS Terror“ verbrachte hier den Winter 1845/46. Die fast 160 Mitglieder der Expedition verschwanden anschließend spurlos bei dem Versuch die Nordwest-Passage zu finden und zu durchsegeln.

Die folgenden Suchexpeditionen errichteten hier ein Versorgungsdepot, das „Northumberland House“, dessen Ruine noch vorhanden ist. Hier wird die Landestelle eingerichtet.

Im Gänsemarsch (wir gehen über aufgetauten Permafrostboden, indem man bei falscher Wegwahl bis zu den Hüften einsinken kann und anschließend vom Expeditionsteam wieder ausgebuddelt werden muss) geht es anschließend 2,5km zu einer Grabstelle.

Hier liegen die ersten 3 Toten der Franklin-Expedition begraben, die schon im ersten Winter an Tuberkulose starben.

Am Abend im Lancaster Sound ostwärts Richtung Dundas Harbor. Bis Mitternacht ein Anflug von Midsommernacht.

Tag 48 / Samstag, 7.9.

„Da waren es nur noch 5“ – Stunden Zeitunterschied.
Was für ein morgendliches Panorama in Dundas Harbour, immer noch Devon Island.

Anlandung am Vormittag bei bestem Wetter und 0°.

Über einen kleinen Hügel geht es zu einer weiteren Bucht. Hier befand sich in den 20er und 50er Jahren ein Außenposten der RCMP.

Auch zwei Polizisten sind hier begraben.

Für den gelungenen Ausflug gibt es zur „Belohnung“ Burger auf dem Lido-Deck.

Am Mittag wird der Anker gehoben. Vor uns liegen eineinhalb Seetage durch die Baffin Bay bis Grönland.

Am Nachmittag verlassen wir den Lancaster Sound.

Damit liegt die Nordwest-Passage hinter uns!

Tag 49 / Sonntag, 8.9.

Seetag inmitten der Baffin Bay auf dem Weg nach Grönland. Nebel, Windstärke 6 und 2m Wellen.

Ach ja: „Da waren es nur noch 4“.

Damit uns nicht langweilig wird, gibt es über den Tag verteilt die Vorträge der Experten, die in den vergangenen Tage den spontanen Programmänderungen zum Opfer fielen. Außerdem über Mittag ein Barbecue auf dem Pool-Deck.

Es bleibt endlich mal Zeit die Brücke zu besuchen.

Nachmittags wird die Staatsgrenze zwischen Kanada und Grönland gekreuzt. Wir sind wieder in Europa!Am Abend sind wir zusammen mit den wenigen anderen Passagieren, die schon seit Vancouver an Bord sind, zum Essen mit dem Kapitän eingeladen.

Tag 50 / Montag, 9.9.

„Da waren es nur noch 3“. Wieder eine Stunde in der Nacht „geklaut“.
Morgens um Sieben ist die Welt wieder in Ordnung. Wir erreichen Grönland. Die Insel begrüßt uns mit blauem Himmel, strahlendem Sonnenschein, Windstärke 5 und 0°.

Das Panorama ist beeindruckend.

Wir befahren den Uummannaq-Fjord, um die gleichnamige Siedlung zu erreichen.

Hier ist für den Nachmittag ein Landgang vorgesehen.

Ein wahrhaft pittoreskes Örtchen (ca. 1.400 EW) erwartet uns.

Eisberge direkt vor der Haustür.

Der Supermarkt ist mit seinem Angebot komplett dänisch ausgerichtet.

Im Ortskern ein sehr großer Briefkasten für Post an den Weihnachtsmann. Uummannaq war Drehort für einen Weihnachtsmehrteiler des Dänischen Fernsehens. Seither gilt der Ort bei Dänen als Wohnsitz des Weihnachtsmanns. Ein Teil der Passagiere hat die beschwerliche Wanderung zum Wohnhaus auf sich genommen. Wir nicht – wir begnügen uns mit dem Briefkasten.

Anker hoch um 18.00 Uhr. Die strahlende Abendsonne begleitet den Abschied von Uummannaq.

Der Sonnenuntergang 4 Stunden später schon wieder auf der offenen See der Baffin Bay. Ziel ist für Morgen, 8.00 Uhr Ilulissat.

Tag 51 / Dienstag, 10.9.

Der Sonnenaufgang vor Ilulissat verspricht wieder einen sonnenverwöhnten Tag.

Auf dem Programm für den Vormittag steht das Weltnaturerbe „Ilulissat-Icefjord“. Mit dem Tenderboot zum Hafen; von dort zu Fuß durch den Ort, ca.2,5km, bis zum Besucherzentrum (geschlossen); über einen Bohlenweg, 2km, heran an das Icefield.

Die meerseitige Kante des Eisfelds wird verursacht durch eine Unterwassermoräne, die eine Untiefe entstehen lässt. An dieser Kante bleiben die großen Eisberge hängen.

Diese Eisberge kalben am Sermeq Kujalleq, einem der aktivsten Gletscher der Erde. Hinter der Kante entsteht ein Stau.

Dieser Stau reicht zurück bis zur Gletscherkante.

Ist der Druck von hinten groß genug, werden vorne Eisberge über die Kante in die Diskobucht gedrückt.
Die Bucht besuchen wir am Nachmittag im Rahmen einer Zodiacausfahrt.

Wow, was für ein Nachmittag. Bei bestem Wetter eine Cruise durch die Eisberge vor der Kante.

Und zum Abschluss ein Sekt auf See.

Am Abend der Farewell-Cocktail mit Zusammenfassung der Reise durch den Kapitän, der Verlosung der Seekarte, dem Shanty Chor und der Versteigerung eines der seltenen Autoschilder der kanadischen Nordwest-Territories.

Hier kommt es zu einem Bieterduell zweier Mitreisender. Der Hammer fällt bei 20.000,-€ !!!!!!!!!!!. Der Betrag geht in die Crew-Kasse.
Nach Mitternacht noch ein Highlight: Polarlichter. Allerdings nur schwach und einfarbig – nichts für Fotos.

Tag 52 / Mittwoch, 11.9.

Die Spirit macht nach langer Zeit mal wieder am Kai fest. Seit 8.00 Uhr sind wir in Sisimiut, wo wir bis zum Abend bleiben.

Sisimiut, die nach der Hauptstadt Nuuk zweitgrößte Kommune Grönlands, ist in Teilen eine malerische Stadt …

… mit vielen bunten Häuschen.

Am Mittag trifft auch das Schwesterschiff, die Hanseatic Nature, mit der wir in der Antarktis waren, ein. Deren Reise geht weiter in den Norden.

Vor dem Abendessen findet schon heute der Check-In für den morgigen Flug statt. Da dieser erst am Abend startet, haben wir alle das Privileg, die Koffer erst Morgen bis um 10.00 Uhr vor die Kabinentür zu stellen. Um 12.00 Uhr müssen die Zimmer geräumt sein. Ab 15.00 gibt es noch einen Ausflug aufs Fjell. Damit wird die Wartezeit bis zum Abflug um 21.30 Uhr überbrückt. Der Tag verabschiedet sich mit einem „Alpenglühen“ an der grönländischen Westküste.

Tag 53 / Donnerstag, 12.9.

Am frühen Morgen biegt die Spirit bei Dunkelheit in den Kangerlussuaq-Fjord ein. Bei Tageslicht zeigt sich eine beeindruckende Kulisse.


Am Ende des 160km langen Fjords liegt die gleichnamige Kommune. Entstanden ist sie aus einem amerikanischen Luftwaffenstützpunkt. Dessen Infrastruktur wird für den einzigen internationalen Flughafen auf Grönland genutzt.

11.45 Uhr räumen wir die Kabine. Jetzt heißt es warten auf die nächsten Transferabschnitte.
Pünktlich um 14.45 Uhr bringt uns das erste Tenderboot hinüber zur Anlandestelle. Die Crew muss hier Vorsicht walten lassen. Die Anlandung ist nur bei Flut durchführbar. Die hohe Sedimentfracht aus dem Inland lässt den Fjord immer mehr verlanden, sodass etliche Sandbänke umfahren werden müssen.


Bei uns gelingt die Anlandung. Weiter geht es mit beeindruckenden Fahrzeuge, die den örtlichen Wegverhältnissen angepasst sind.

Oben auf dem Fjell hat man einen Blick auf das grönländische Inlandeis.

Bevor es zum Flughafen geht noch ein zweistündiges Barbecue außerhalb von Kangerlussuaq.

Am Flughafen das Übliche. Security, Warten, Passkontrolle und Einstieg. Die Wartezeit allerdings länger, da der Flugkapitän der gecharterten Edelweiss Air den Abflug um 1 Stunde verschiebt. Über dem Atlantik Richtung Zürich wird starker Rückenwind erwartet; die Landung darf allerdings wegen des Nachtflugverbots erst nach 6.00 Uhr am Morgen erfolgen. Obwohl wir Premium Economy gebucht haben, ist die Bestuhlung sehr eng. Nach dem Start wird ein warmes Abendessen serviert, das nicht genießbar ist. Die gesamte Flugzeit von 4.45 Stunden wird in der Kombüse mit hohem Lärmpegel agiert, sodass an Schlaf nicht zu denken ist. Vor der Landung wird als krönender Abschluss keinerlei Getränk serviert. Nie wieder Edelweiss!

(Tag 54) / Freitag, 13.9.

6.10 Uhr Landung in Zürich. Koffer vom Band. Umpacken des Handgepäcks und in der Abflughalle erneutes Einchecken nach Hannover. Security und dann in die Lounge. Hier gibt es nach 7 Stunden endlich etwas zu trinken. Nun heißt es warten, denn der Check-In ist erst für 12.40 Uhr vorgesehen. Dieser verschiebt sich auf 13.20 Uhr.
Wir sitzen im Flieger, da zieht über Zürich ein Gewitter auf. Der Flugbetrieb wird eingestellt. Weitere 45 Minuten warten.

Ein Teil der Wartezeit wird währen des Flugs wieder eingeholt. Statt um 14.00 Uhr landen wir um 15.15 Uhr in Hannover.
Koffer vom Band, zu Hans-Jürgen ins Auto. Um kurz nach 16.00 Uhr biegen wir in Blankweide ein.
Juhuu, wir sind wieder zuhause.

Fazit

Für einige Zeit mal keine Bäume zu sehen ist interessant – wir haben uns aber nach der Landung in Zürich gefreut, eben diese nach über 30 Tagen wiederzusehen und genießen jetzt umso mehr den Blick in unseren Garten und den angrenzenden Wald.

Die tageweise Erzählung und die Fotos im Blog machen sicherlich deutlich, welche Vielfalt an Landschaftsbildern wir erleben durften.
Besondere Highlights für mich:
1. der 6. August mit dem Kreuzen im Tracy Arm;
2. der 8. August im Tsaa Fjord;
3. die Bärenbeobachtung am Anan Creek;
4. die Zodiac-Cruise entlang der Smoking Hills;
5. die Zodiac-Cruise zwischen den Eisbergen in der Disko-Bucht.

Die Gletscher Alaskas, die zu über 90% auf dem Rückzug sind, dabei immer schneller an Masse und Ausdehnung verlieren und der am Ende des arktischen Sommers fast eisfreie Seeweg durch die Nordwestpassage lassen einen die Erderwärmung hautnah erleben. So schön es ist, als einer der Wenigen die Passage zu meistern, so erschreckend ist es, wie problemlos es uns in diesem Jahr gelungen ist. Der Kapitän musste ja sogar Eis suchen.

Zum zweiten Mal durchkreuzte ein verheerendes Wildfire unsere Reisepläne. Nach Hawaii im letzten Jahr zwang uns das Feuer in und um Jasper diesmal eine andere Route auf. Der Icefield-Parkway bleibt also auf meiner Reiseliste.

Das Wetter war bis auf wenige Tage auf unserer Seite. Der Seegang in der Beringstraße, der Beaufortsea und der Baffin Bay hielt sich in erträglichen Grenzen. Das Essen an Bord war bis auf wenige Ausnahmen gut, nachdem ich meine Ansprüche an den Wärmegrad und die Würzung der Speisen reduziert hatte.

Eine rundum gelungene Reise liegt hinter uns!

4 Gedanken zu „In 53 Tagen von Calgary/Kanada nach Kangerlussuaq/Grönland – Teil 2

  1. Lieber Michael,
    Aus der Ferne an Deinem Geburtstag herzlichen Glückwunsch und alles Gute für das nächste Lebensjahr! Ich bin sicher es wird an Bord schön gefeiert.

    Liebe Grüsse, Claudia

  2. Moin aus Wennigsen!
    Hier ist es zwar schon morgen – trotzdem auch von uns auf diesem Weg ganz herzliche Glückwünschen zum Geburtstag lieber Michael!
    Wir sind sehr gespannt, wie diese ganz besondere Reise so weiter geht! Euch einen besonderen Abend und ganz liebe Grüße!
    Hans-Jürgen und Martina

  3. Hallo, lieber Michael,
    heute habe ich es tatsächlich geschafft,
    Deine interessanten Nachrichten vollständig zu lesen. Es hat viel Freude gemacht und ich bin auf die nächsten Tage sehr gespannt.
    Viele Grüße an Gesine

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