Claudia und Ingo hatten uns schon längere Zeit in die Ferienwohnung in Sesimbra (etwa 40 km südlich von Lissabon an der Atlantikküste) eingeladen. Bei unserem vollen Reiseplan der letzten und der kommenden Jahre gar kein leichtes Unterfangen einen Termin zu finden, der auch mit dem Arbeits- und Urlaubsplan der Beiden zusammen passt.
Nun also vom 15. – 21.November wieder nach Portugal. Wie schon im Mai 2022 von Hannover über München nach Lissabon. Auto ins Parkhaus am Flughafen und um 13.40 Uhr pünktlicher Start mit einer vollbesetzten Maschine ( in Hannover ist Agritechnika ) bei 10°, Nieselregen und Wind.
Ruhiger Flug bis kurz vor München. Dann schlägt es ein. Ein Blitz trifft das Flugzeug. Ich sehe aus dem Kabinenfenster wie vorne in das Flugzeug ein Blitz einschlägt, gefolgt von einem heftigen Knall. Das Flugzeug wird durchgeschüttelt, fliegt aber weiter. Kurze Zeit später der Kapitän ungerührt aus dem Cockpit: “ Uns hat ein Blitz getroffen, nicht weiter aufregend, wir setzen unseren Landeanflug auf München wie geplant fort“.
Wieder ein – hoffentlich – „Once in the Lifetime“-Erlebnis.
Die zweistündige Wartezeit bis zum Weiterflug nach Lissabon überbrücken wir in der Lounge bei Leberkäse und Krautsalat.
19.30 Uhr Landung auf einer Außenposition vor der Zeit, wieder strammer Fußmarsch quer durch den Flughafen zu den Gepäckbändern. Das Gepäck kommt ohne größere Wartezeit. Mit diesem zum Ausgang und dort warten Claudia und Ingo, deren Flug aus Hamburg schon am späten Nachmittag angekommen ist.
Mietwagenübernahme und 40 Minuten Fahrt zur Wohnung, die wir kurz vor 22.00 Uhr erreichen. Eine schöne helle Wohnung mit einem großen Wohn/Essbereich, 3 Schlafzimmern und 2 Bädern, sowie vor jedem Zimmer ein Balkon mit Meerblick.
Schreck in der Abendstunde: kein Wasser! Also suche nach dem Wasserzugang mit der Wasseruhr. In der Wohnung nicht zu finden. Fündig werden wir im Hausflur auf der gegenüberliegenden Seite der Wohnungstür. Aber auch mit dem Haupthahn lässt sich das Wasser nicht anstellen. Also Connor anrufen – der sich z.Z. in Uruguay befindet. Bei seinem letzten Aufenthalt lief das Wasser noch und die Rechnungen werden abgebucht. Rätselhaft – bis Claudia auf die Idee kommt, in den Briefkasten zu schauen. Dort ein Schreiben des Versorgers – natürlich auf portugiesisch. Mit Connors und Googles Hilfe sagt die Übersetzung, das einige Fehlbeträge nicht bezahlt wurden und bis zur Bezahlung werde das Wasser abgestellt (Mahnungen und Erinnerungen hat es nicht gegeben).
Klarheit, aber kein Wasser! Ein netter Nachbar hilft mit einigen Eimern und Flaschen aus, sodass wir zumindest über die Nacht und den Morgen kommen.
Am nächsten Morgen dann der Blick auf die Umgebung mit Hafen und Burgmauer.


Was schreibt der Reiseführer: „Der Ort selbst strahlt mit seinen engen Gassen im Zentrum einigen Charme aus, allerdings stören die zahlreichen an den Berghängen und am Ufer errichteten Appartmentblocks die Idylle.“
Bei Tageslicht auch ein Eindruck von der Wohnung.


10.51 Uhr : Wasser läuft! Ingo und Gesine waren um 9.00 Uhr beim Versorger im Ort, haben den Sachverhalt mittels Google Translate erläutert. Offensichtlich lag der Fehler beim Versorger, denn die Strafgebühr wurde erlassen und da Connor noch in der Nacht die Fehlbeträge überwiesen hatte, wurde zugesagt, das Wasser noch heute wieder anzustellen, was dann ja auch sehr schnell geschah.
In der Mittagszeit fahren Ingo und ich zu einem Supermarkt, um die Lebensmittel für die nächsten Tage einzukaufen und für das Abendessen Muscheln zu besorgen. Immer wieder beeindruckend die Größe der Frischfischtheke in Mittelmeerländern.
Nach einem ausgiebigen Aperitif auf dem Balkon mit Blick auf die untergehende Sonne kocht uns Ingo dann sehr leckere Miesmuscheln. In einem Sud aus Tomaten, Zwiebeln und gehäuteter roter Paprika nebst kleingeschnittener Chourico, die durch Paprika und Knoblauch angeschärfte grobe Salami. Sehr gut!!!
Freitag zeigt uns Ingo Highlights der näheren Umgebung. Zuerst das Cabo Espichel mit beeindruckender Küstenlinie, 2 Leuchttürmen und einem aufgelassenen Kloster.
Der alte Leuchtturm, …

… der neue Leuchtturm, …

… das Kloster …

… mit seinem Innenhof …

und die Küste.

Anschließend zum Castello, dessen beeindruckende Burgmauer wir ja von unten von der Terrasse aus sehen können. Von oben der Blick über Sesimbra.

Wehrtürme schützen die Anlage.

Sehenswert auch die Kapelle, da hier nicht die übliche Malerei zur Ausschmückung genutzt wurde, sondern die für Portugal typischen Kacheln; Azulejos genannt.


Nach den Sundownern auf der Terrasse und in Claudias und Ingos Lieblingsbar geht es zum Abendessen ins O`Zagaia in der Altstadt. Einem kleinen, puristisch eingerichteten Restaurant mit sehr gut bewerteten Angeboten, besonders Seafood.
Wir werden nicht enttäuscht. Die Vorspeisen zum Teilen, wie Octopus-Weiße-Bohnen-Salat.

Oder mein Hauptgericht, ein pikanter Reistopf mit Muscheln, Shrimps und Algen.

Samstag steht Evora, eine Stadt im Alentejo – der armen Mitte Portugals – auf dem Programm. Mittlerweile Universitätsstadt und 2027 Kulturhauptstadt Europas besticht die Stadt durch verwinkelte Gasssen, …


… eine Kathedrale (für das katholisch geprägte Portugal nicht ungewöhnlich), …

… einen römischen Diana-Tempel (für den äußersten Westen Europas schon eher selten) …

… und großzügige Plätze.

Die knapp 2-stündige Rückfahrt unterbrechen wir in Palmela, um in der …

…einzukehren, ein Weinverkauf, in dem alle Winzer der Region Setubal ihre Weine anbieten.

Eine Spezialität der Region ist der Moscatel (ein an Port oder Sherry erinnernder Muskateller), den wir bei untergehender Sonne auf der Terrasse in unterschiedlichen Varianten probieren.

Weiter geht es zum Abendessen nach Azeitao in die Casa Nobre d’Azeitao.

Gesine und ich teilen uns eine über 1 Kilo schwere Seezunge, gegrillt, mit Kartoffeln und Gemüse.
Sonntag, 19.11.
Um 11.30 Uhr lichtet sich endlich der Seenebel, sodass wir zu einer Tour entlang der Küste aufbrechen können.

Erstes Ziel ist die Bucht Portinho da Arrabida.


Wider erwarten haben einige Restaurants an der Bucht trotz November geöffnet. Wir beschließen eine Kleinigkeit zu essen. Im Galeao …

… gibt es eine große Portion fritierten Tintenfisch mit Pommes und eine gut gekühlte Flasche Weißwein.

Zurück zum Auto und ca. 500 Höhenmeter nach oben zum Überblick.

Bei der Abfahrt Richtung Setubal zieht schon wieder Nebel auf, also beschließen wir durch den Nationalpark da Arrabida zurück nach Sesimbra zu fahren. Unterwegs noch ein kurzer Halt an einem Korkeichenwald.

Die Zahl auf dem Stamm gibt das Jahr der letzten Ernte an – hier 2019. Alle 10 Jahre wird erneut geschält, also in 2029 wieder.
Zurück in Sesimbra entscheiden wir, nicht Essen zu gehen, da der Tintenfisch doch sehr gesättigt hat. Also gibt es später Tomatensalat, Oliven, Brot und Käse.
Am Montag müssen Claudia und Ingo arbeiten. Nachdem der Nebel sich verzogen hat gehen Gesine und ich daher runter in die Altstadt mit dem Fort …

… und der Strandpromenade.

Später nach einem Aperitif auf dem Balkon bereiten Ingo und ich das Abendessen vor. Es gibt Muschel in einem Weißweinsud aus der Cataplana als Vorspeise von Ingo zubereitet und ich mache Nudeln mit reichlich Shrimps in einer Tomaten-Knoblauchsauce, wobei ich den Rest des würzigen Suds vom letzten Muschelessen verwende.

Cataplana ist – wie in einem Kochbuch beschrieben – die Urgroßmutter des Schnellkochtopfs. Die Zutaten werden im geschlossenen Topf gegart …

… beim Öffnen des Deckels verbreitet sich ein appetitanregender Geruch am Tisch.

Dienstag, der 21.11. ist Rückreisetag und kein Flug ohne Stressmoment. Nach Abgabe des Mietwagens und Aufgabe der Koffer haben wir noch 90 Minuten Zeit bis zur angegebenen Boardingtime 12.15 Uhr. Diese verbringen wir in der Lounge. Bis 11.45 Uhr war noch kein Abfluggate bekannt. Als dies auf der Anzeigetafel erschien, mit Angabe 10 Minuten von Lounge zum Gate, machten wir uns um 12.00 Uhr auf den Weg. Plötzlich die Durchsage für unseren Flug: letzter Aufruf, das Gate wird gleich geschlossen. Stress, denn nun mussten wir laufen. Rechtzeitig, noch vor der angegebenen Boardingtime erreichen wir das Gate und werden noch abgefertigt. Beschwerden und Nachfragen werden pampig abgewehrt. Im Flugzeug beschwere ich mich bei Chefsteward über das Vorgehen. Natürlich kann er nichts dafür, sagt aber zu, die Beschwerde weiter zugeben. Am Ende des Flugs erhalten wir als kleine Entschuldigung eine Tafel Schweizer Schokolade.
Im weiteren Verlauf keine weiteren Vorkommnisse. Um 20.15 Uhr sind wir wieder zu Hause.