Juni 2025 – Versuch Spitzbergen zu umrunden

Wir sind mal wieder auf Expeditionskreuzfahrt. Diesmal mit der Hanseatic Spirit, Es soll Spitzbergen umrundet werden – wenn die Eislage es zuläßt.

Los geht es am 21. Juni um 8.30 Uhr ab Hannover Flughafen mit Edelweiss-Airline, einer Swiss-Tochter (mit der hatten wir im letzten Jahr beim Rückflug aus Grönland keine so guten Erfahrungen gemacht), diesmal zu Dritt. Martin begleitet uns.
Nach knapp 4 Stunden Landung in Longyearbean auf Svalbard (Spitzbergen).

Gar nicht mehr soweit bis zum Nordpol.

Kurzer Bustransfer zum Schiff, das entgegen der Ankündigung nicht auf Reede liegt, sondern an der Pier im Kohlehafen festgemacht hat. Da die Kabinen, wie angekündigt, noch nicht gerichtet sind, nutzen wir die Zeit zu einem kleinen Mittagssnack auf dem Lido-Deck.

Früher als geplant können wir bereits um 14.00 Uhr unsere Kabinen beziehen. Welch fantastische Aussicht von unserem Balkon.

Ach ja, heute ist der 21. Juni, also Midsommer. Die Sonne erreicht heute hier ihren höchsten Stand über dem Horizont und geht erst wieder Mitte August unter. Also auch um 22.30 Uhr beste Sicht auf die Gletscherzunge des Tunabreen, der in der Isfjord fließt.

Sonntag, 22.6.2025

Am Vormittag nach der Sicherheitsübung der zweite Teil der Pflichtveranstaltungen, während die Spirit auf dem Weg nach Prins Karls Forland, eine weiteren Insel des Archipels, ist. Um 10.00 Uhr also die Zodiac-Einweisung und Verpflichtung auf die AECO (Arctic Expedition Cruise Operators) Regeln. Anschließend auf dem Pool-Deck die „Staubsauger-Party“ – die Untersuchung der bei Landgängen genutzten Kleidung auf Samenreste. Die Verpflichtung bestätigt mit eigenhändiger Unterschrift.

Um 13.30 Uhr erreichen wir Poolepynten, eine Halbinsel auf Prins Karls Forland.

Hier der erste Zodiaceinsatz auf der Reise. Wieder mit dabei, Ronny der Fitnesscoach und unser zweiter Wikinger.

Zu sehen bekommen wir eine Gruppe von Walrossen.

Zurück auf dem Schiff der Captains Welcome Cocktail …

Und wenn haben wir als Kapitän: Axel Engeldrum, unseren Kapitän auf der Nordwestpassage.

Abendessen im L’esprit.

Montag, 23.6.2025
Am Vormittag Ny Alesund, eine kleine Ansiedlung, die hauptsächlich von wissenschaftlichen Instituten genutzt wird.

Während Gesine und Martin den Ort erkunden, betrachte ich die gesamte Szenerie des Kongsfjord vom Schiff aus.

Ny Alesund war in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts Ausgangspunkt des Versuchs von Umberto Nobile mit seinem Luftschiff Italia den Nordpol zu erreichen.

Außerdem im Ort das nördlichste Postamt der Welt.

Gesine hat Postkarten verschickt. Schauen wir mal, wann sie ankommen.
Über Mittag entlang der Gletscher, die in den Krossfjord fließen.

Ziel ist im Möllerfjord „Lloyds Hotel“.

Zu den Anfängen des Tourismus von Lloyd errichtetes Hotel für die beliebten Nordland-Kreuzfahrten.

Neben den Hotels verzwergen hier auch die Pflanzen, wie das Stengellose Leimkraut, ein Nelkengewächs.

Am Ende des Fjords – na was wohl – ein Gletscher.

Nach Ende des Landgangs nimmt die Spirit das nächste Ziel für Morgen ins Visier: Frambukta.

Der rote Punkt im Nordwesten der Hauptinsel. Die anderen Punkte sind die Ziele morgen Nachmittag und Übermorgen.

Dienstag, 24.6.

„Morgens um Sieben …“ – meldet die GEM (General Expedition Manger) Anke Ulisch per Durchsage, dass wir den Ankerplatz vor Frambukta und dem dort einfließenden Gletscher erreicht haben. In einer Stunde soll es mit den Zodiac-Anlandungen beginnen. Unsere Farbgruppe Grün ist die Vorletzte, so gegen 10.00 Uhr. Wir können den Tag also geruhsam mit einem Frühstück bei 2° Grad, Windstille und etwas Sonne hinter den Wolken auf dem Außendeck beginnen.

Vorher gratulieren wir allerdings erst mal Sybille per Sprachnachricht zum Geburtstag. Ich bleibe an Bord. Mir ist der Gletscher nicht „imposant“ genug – schon zu viele größere gesehen – …

… und mache Fotos vom Oberdeck aus. Außerdem zickt mein Auge heute wieder rum. Für Martin die erste Heranfahrt an eine Gletscherfront mit einem Zodiac.

Gesine will die angebotene Gelegenheit nutzen, um von der vorgelagerten Landzunge aus ein Bad im arktischen Meer (2° Wassertemperatur) zu nehmen.


Auch am Nachmittag bin ich nicht dabei, da zu hell.

Zuviel Schnee an der Landestelle.

Ich halte mich dann beim Abendessen schadlos.

Mittwoch, 25.6.

Heute Morgen sind wir bei den Ersten die Raus dürfen zur Zodiac-Cruise an die Abbruchkante des Monaco-Gletschers und seiner Seitenarme am Woodfjord. Benannt nach Albert I. von Monaco, der Anfang des 20. Jahrhunderts einige Polarexpeditionen in diese Gegend unternommen hat. 75 Minuten geht es entlang der 5 km langen und bis zu 80 Meter hohen Kante.

Auf dem Weg zurück Champagner-Frühstück.

Zurück an Bord das sogenannte „Kleine Frühstück für Spätaufsteher“ in der Observation Lounge. Über Mittag wird das Wetter richtig gut. Wir sehen zum ersten Mal seit Samstag wieder über längere Zeit Sonne und blauen Himmel, es wird Windstill, bleibt aber Kühl bei 2°- 6°.

Am Nachmittag die zweite Ausfahrt. Diesmal wieder eine nasse Anlandung im Bockfjord im Gebiet Jotunkjedene, einem geothermischen Quellgebiet.

Hier treten bis zu 25° warme Quellen aus, deren Kalkablagerungen kleinere Sinterterrassen bilden. Die Quellen sind der letzte Rest vulkanischer Aktivität auf Spitzbergen.

Mindestens genauso eindrucksvoll sind die gegenüberliegenden „Old Red Sandstone“-Berge.

Am Abend die Vorschau auf die nächsten Tage. Der Kapitän hat gute Neuigkeiten. Die Eislage lässt die Umrundung zu!

Und es gibt eine Steigerung. Wir nehmen Kurs auf den Nordpol – zumindest bis zur Eiskante bei etwa 81° nördlicher Breite.

Tschüss Spitzbergen!

Morgen früh um 7.00 Uhr sollen wir das Eis erreichen.

Donnerstag, 26.6.

8.00 Uhr. Wir erreichen die Eisgrenze.

Position:

Es geht weiter nordwärts. Der Kapitän will es wissen. Um 9.15 Uhr sind wir noch 936 Km vom Nordpol entfernt. Kein Schiff war in diesem Jahr nördlicher. Die Packeisgrenze (80% der Oberfläche ist mit Eis bedeckt) wird um 10.20 Uhr erreicht.

Immer weiter und weiter …
Auf Position…

… versperrt uns eine Eisscholle von der Größe Maltas (hat die Brücke auf Grund von Satellitenaufnahmen errechnet) die Weiterfahrt Richtung Pol.

Der Kapitän stopp für 30 Minuten die Maschinen, um uns die Gelegenheit zu geben, die Stille – nur unterbrochen vom Knistern des Eises – zu genießen. Über Mittag der Empfang des HLC-Clubs.

Diesmal als besondere Location, auf dem Zodiacdeck.

Zurück nach Süden. Gegen 14.00 Uhr passieren wir die Eisgrenze.

Der Kapitän legt nun „den Hebel auf den Tisch“. Mit Höchstgeschwindigkeit geht es Richtung Hinlopenstraße. Eine 150 km lange Meerenge, die die Hauptinsel von der zweitgrößten Insel des Archipels, dem Nordostland, trennt. Hier soll es am Alkefjellet, einem großen Vogelfelsen, noch am späten Abend eine kurze Zodiac-Cruise geben.

Um 22.00 Uhr fahren die ersten Boote bei bewegter See Richtung Felsen. Von uns ist nur Gesine dabei. Durchnässt, aber begeistert ob der Tausenden von Vögeln (Hitchcock) ist Sie um 23.30 Uhr wieder an Bord.

Freitag, 27.6.

Frühstück bei 1° Grad draußen unter den Wärmelampen in der De Geerbukta, immer noch in der Hinlopenstraße, aber auf der Seite der Hauptinsel. Die Kulisse ist etwas düster.

Gesine macht die angebotene Zodiac-Anlandung mit und erklimmt den Hang.

Martin zieht sich zurück und ich mache Fotos von Deck aus.
Über Mittag geht es weiter die Hinlopenstraße hinunter gen Süden. Wir treffen vermehrt auf Eisberge.

Die nächste geplante Anlandung soll in der Nähe einer Walrosskolonie auf der Halbinsel Torellneset sein. Diesmal wieder auf Nordostland.
Je näher wir der Landestelle kommen, desto dichter wird der Nebel. Das ausgeschickte Scoutboot berichtet von zu viel Eis und Schnee an der Landestelle. Somit wird aus der Anlandung eine Zodiac-Cruise im Nebel.

Immerhin können wir die Stimmung genießen und am Strand aus der vorgeschriebenen Entfernung einige Walrosse ausmachen.

Was wir bis jetzt noch nicht gesehen haben …

Samstag, 28.6.

Um 7.47 Uhr weckt uns der Kapitän mit der Durchsage, dass wir den Freeman-Sund, eine Meerenge zwischen den Inseln Barentsoya und Edgeoya erreicht haben. Die Durchfahrt ist für eine Umrundung des Archipels unerlässlich.

Herrscht zu Beginn der Passage noch Seenebel, …

… klart es kurze Zeit später auf und wir erleben bei klarer Sicht, Windstärke 5-6 und Temperatur unter 0° eine wunderschöne Durchfahrt.

Auch heute wieder Expeditionscharakter. Die für den Nachmittag vorgesehene Landestelle auf der Hauptinsel wird laut Wettervorhersage zu 99% im Seenebel liegen. Daher Planänderung. Es wird eine Landestelle auf Edgeoya angefahren, die noch kein HLC-Schiff zur Zodiac-Anlandung genutzt hat. Also Discobucht mal anders.

Eine alte Trapperhütte dient als Landmarke.

Von dort durch ein Schmelzwasserdelta …

… in Richtung eines Cayons, der tausenden Vögeln als Nistplatz dient.

Einige Rentiere lassen sich durch unsere Anwesenheit nicht stören.

Bemerkenswert diesmal die Hin- und Rückfahrt mit den Zodiacs. Das kabbelige Wasser lässt diese zu einem Wilden Ritt werden.
Nachdem wir uns der nassen Sachen entledigt haben, genießen wir unsere Teetöpfe.

Am Abend im L’esprit gibt es dann endlich die geliebten Austern.

Sonntag 29.6.

Zurück zur Hauptinsel. Am frühen Morgen die Umfahrung des Südkaps bei Sturmböen bis 52 Knoten. Belugas zum Frühstück in der ruhigen Samarinvägenbucht.

Eine letzte Zodiac-Anlandung im Angesicht des dritthöchsten Bergs auf Spitzbergen, dem Hornsundtind, 1431m, und dem Samerinbreen.

Die Schlange der „Blaujacken“ im Aufstieg zum Aussichtspunkt mutet an wie die Bilder vom Hillary Step am Mount Everest.

Und so sieht es am Aussichtspunkt aus.

Am Mittag nochmals durch den Hornsund. Aufgrund des stürmischen Wetters spektakulär anzuschauen.

Anschließend verlassen wir Spitzbergen und nehmen Kurs auf Tromsö. Ankunft am Dienstag um 6.30 Uhr.
Umrundung geschafft!
Am Nachmittag und Abend Wind der Stärke 7-9 und damit verbunden erheblicher Wellengang, was die Reihen in den Restaurants erheblich lichtete.

Trotzdem ein stimmungsvoller Abschiedsabend mit – wie üblich – Shanty-Chor der Besatzung und Verlosung der Seekarte.

Montag, 30.6.

In der ersten Hälfte der Nacht noch erheblicher Seegang, der aber nachließ. Der Kapitän hatte in der Nacht Gas gegeben, um uns so schnell wie möglich in den Schutz des norwegischen Festlands zu bringen. Nach Abstimmung mit den Behörden nehmen wir daher schon um 19.30 Uhr den Lotsen an Bord. Erwartetes Festmachen an der Pier in Tromsö ist jetzt 1.00 Uhr am Dienstag.
16.30 Uhr meldet die Brücke „Land in Sicht“ in 26 Seemeilen Entfernung.

Montagabend, 22.00 Uhr

Ich melde mich nochmal. Wir haben die Fjorde Nordnorwegens um 19.00 Uhr erreicht und sehen die ersten Bäume seit 8 Tagen.

Um 20.30 Uhr kam der Lotse an Bord. In Norwegen herrscht Lotsenpflicht. Ich fahre jetzt den Rechner herunter und melde mich Morgen nach Ankunft in der WM.

Dienstag, 1.7.

Noch Montag am späten Abend erreichen wir Tromsö …

… wo wir gegen 1.00 Uhr Dienstagfrüh festmachen.
Frühstück nochmal auf dem Außendeck mit Blick auf die Eismeerkathedrale.


Um 9.00 Uhr verlassen wir das Schiff und werden mit dem Bus zum Flughafen gebracht. Erhebliche Wartezeit sowohl am Checkin als auch an der Security. Trotzdem heben wir nur mit 30 Minuten Verspätung mit der Chartermaschine der Edelweiss ab. Ein letzter Blick auf die Fjorde Nordnorwegens …

Auf der Höhe von Trondheim einige heftige Turbulenzen. Richtung Süden verschwindet die Wolkendecke und wir haben z.B. freie Sicht auf die Mündung des Nord-Ostsee-Kanals bei Brunsbüttel in die Elbe.

14.25 Uhr Landung in Hannover. Mit dem Auto in die Wennigser Mark, wo wir um 15.45 Uhr bei 33° ankommen.
Fazit
Mit einigen Tagen Abstand kann ich festhalten:
1. Der Spirit ist es als erst zweitem Schiff in diesem Jahr gelungen Spitzbergen zu umrunden.
2. Wir sind dem Nordpol bis auf knapp 900 Kilometer Nahe gekommen. Weiter nördlich wird es wahrscheinlich in unserem Leben nicht mehr werden.
3. Spitzbergen war in den zurückliegenden 11 Monaten das 7te große Gletschergebiet, das wir besucht haben. Nach den Gletschern der Rockys, der Inside-Passage, Alaskas, der Nord-West-Passage, Grönlands und dem Patagonischen Eisschilds. Jetzt brauchen ich/wir erst mal eine Pause vom Eis – in der Südsee (Dezember 2025) und in Namibia (Oktober 2026) gibt es keine Eisberge und Gletscher. Die Nächsten werden wir wahrscheinlich Anfang 2027 in Neuseeland sehen.
4. Wer Tundra ohne Baum und Strauch – der Bewuchs nur mit der Lupe zu finden – liebt, ist in Spitzbergen genau richtig.
5. Die Tierwelt hat sich größtenteils vor uns versteckt. Keine Eisbärensichtung und nur eine überschaubare Anzahl Walrosse.
6. Die Spirit ist uns ja fast schon zweite Heimat. Mit der Suite waren wir diesmal nicht so glücklich. Kein vernünftiger Schreibtisch und im Schlafraum kein Fenster zum Öffnen. Im Dezember daher wieder Kabine 701!
7. Mit dem nicht gehaltene Versprechen einer exzellenten Küche habe ich mich mittlerweile abgefunden.
8. Im Gegensatz zu den hochsommerlichen Temperaturen in Norddeutschland war unsere Reise angenehm temperiert. Es fehlte ein wenig die Sonne. Die See war bis auf den ersten Teil der Überfahrt von Spitzbergen nach Tromsö ruhig.
9. Hinter das Reiseziel Spitzbergen kann ich einen Haken machen. Ich habe nicht das Gefühl, dass etwas fehlt.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert